Bilder aus der Toskana

Bilder aus der Toskana

Akte und Landschaften – Mensch und Natur, das sind die Themen, die Beppo Pliem in seiner Malerei aufgreift und die durch alle Versuche, Umwege, Experimente und Neuanfänge nach Rückschlägen zentrales künstlerisches Anliegen waren und sind.

Beppo Pliems Weg ist nicht geradlinig verlaufen, sein Suchen hatte manchmal selbstquälerische Züge, an denen die Freunde mitlitten, weil man um seine Ernsthaftigkeit, Willensstärke und Begabung wußte.

Lange Zeit beherrschten großformatige Kritzelbilder, aggressive, gesellschaftskritische und anklägerische Themen die Arbeiten, später kamen Akte hinzu, auch sie eher provozierend, eine Zeitlang und immer wieder auch bildhauerische Versuche.

Irgendwann ließen die Aggressionen und Anklagen nach und Beppo Pliern fand sich als Maler wieder. Große, ruhige, ausgewogene Landschaften aus der Toscana entstanden. Die alte Aggression spürt man nur noch in Resten bei manchen Aktbildern, hier herrscht, selbst bei den Ölbildern, auch das Grafische vor.

Beppo Pliem hat früher seine Kämpfe nach außen getragen, jetzt zeigt er auch seine Ruhe. Und diese Ruhe fand er in der Toscana. ln der uralten Landschaft, die für die Romantiker eine Entdeckung war, und die kaum einen Maler unberührt gelassen hat. Die meisten aber haben die Toscana zu Tode gemalt, haben ihr die Lieblichkeit gelassen und die Strenge genommen. Beppo Pliem gibt sie ihr wieder. Die Hügelzüge sind großformatig wie Wogen, stark im Rhythmus und gegliedert in einer höchst einfachen Sprache der Malerei. Ein Schwarz steht da, ein Umbra, ein Siena Natur, darüber ein Blau. Die grafische Vergangenheit kommt auch bei den Öllandschaften durch, aber es ist alles mit kraftvollem Pinsel und leidenschaftlicher Poesie gemalt.

„Die Toscana ist nicht lieblich sondern rhythmisch“, sagt Pliem, „und bis zur Brutalität versuche ich, ihren Zeichen nachzugehen, auch den Veränderungen durch eine unvernünftige Landwirtschaft, die die Hügel zerpflügt und Steppe zurückläßt.“

Pliem geht diesem Rhythmus der Natur nach, den Hügeln, Bäumen, Tälern. Er formt sie zu Metaphern, läßt um der großen Form willen immer mehr Details aus und setzt dazu die Farbe. Fasziniert von der Vielfalt der Farbtöne, die durch das Licht geboren werden, nach heftigem Wetterwechsel etwa, trägt die Landschaft plötzl ich ein Rot und Grün, „das schmerzt, so schön ist es.“ Und das malt Beppo Pliem dann. Kraftvoll und heiter, hingegeben der Freude des Lebens und der Malerei und nie ohne Ernst. Ein glücklicher, künstlerischer Weg, den Beppo Pliem eingeschlagen hat.

 

Beppo Pliems neue Bilder

zur Ausstellung im Romanischen Keller 1988

von Angelica Bäumer